Der Kreisverband von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lud seine Mitglieder am 26.05.2023 zu einem Rundgang um das Hochmoor Breungeshainer Heide im Hohen Vogelsberg ein. Geführt wurde die Wanderung der rund zwanzig GRÜNEN vom Team des Naturschutzgroßprojektes um Johannes Euler. Schwerpunktthemen waren bei bestem frühsommerlichem Wetter neben dem Naturschutzgroßprojekt – nunmehr im achten Jahr der Umsetzungsphase – die Moorrenaturierung und die Pflege der artenreichen Bergmähwiesen. MdL Eva Goldbach, die GRÜNE Direktkandidatin für die Landtagswahl sowie der GRÜNE Landratskandidat Dr. Udo Ornik waren begeistert von der geleisteten Arbeit und sicherten diesem Vogelsberger Leuchtturmprojekt jegliche Unterstützung zu. (Bild: Udo Ornik und Eva Goldbach)
„Wir arbeiten seit langer Zeit sehr gut und vertrauensvoll mit den Naturschützern vom Großprojekt und konnten schon einige Projekte im Wald gemeinsam gestalten“, so die Begrüßungsworte von Alexander Stute, dem künftigen Forstamtsleiter in Schotten.
MdL Eva Goldbach wies zu Beginn auf die besondere Bedeutung der Moore als CO2 Speicher hin: „Das ist eine Funktion, die zunehmend an Bedeutung gewinnt“. Berndt Ott (im Bild unten rechts) vom organisierenden Ortsverband Lauterbach berichtete über die Anlaufschwierigkeiten des Großprojektes: „Nicht selten stand das Projekt auf der Kippe. Die drei Partner Naturschutz, Landwirtschaft und Forsten haben in zähen Runden, die oft bis tief in die Nacht gingen, Vertrauen aufgebaut und am gemeinsamen Ziel gearbeitet. Sodann mussten der eigenen Klientel die verhandelten Kompromisse vermittelt werden, keine einfache Aufgabe“.
Johannes Euler übernahm sodann mit viel Schwung die Führung: „Moore sind die am stärksten gefährdeten und zum großen Teil zerstörten Lebensräume in Deutschland. Nur noch 2 % der Moore sind intakt. Nach Jahrhunderten der Moorzerstörung geben wir der Natur jetzt Stücke eines besonderen Lebensraums zurück“. Moore seien in der Vergangenheit abgebaut und als Einstreu in die Ställe oder getrocknet als Brennmaterial verwendet worden. Selbst heute lande Torf – der Handelsname der abgebauten Moorschicht – in Säcken abgepackter Blumenerde. „Hochmoore entwickeln sich aus Niedermooren und leben ausschließlich von Niederschlägen“, erklärte Euler weiter. „Die Moor- oder Sphagnummoose – sie erinnern von oben gesehen an grüne Enzianblüten – siedeln auf den abgestorbenen Moorschichten. Das Moor wächst auf diese Weise langsam 1 mm pro Jahr in die Höhe. Es bietet Lebensraum für hochspezialisierten Pflanzen und Tiere, die an keiner anderen Stelle vorkommen.“
Zweite Station des Rundgangs war das nach Osten angrenzende Naturschutzgebiet „Goldwiese“. Eine mögliche Erklärung für den Namen sei das Vorkommen von Arnika mit den leuchtend gelben Blüten, so Johannes Euler. Klaas Rüggeberg, der stellvertretende Leiter des Naturschutzgroßprojektes, erläuterte die botanischen Besonderheiten einer Vogelsberger Bergmähwiese: „Diese biologisch wertvollen Wiesen finden sich mit Schwerpunkt im Vogelsberg. Sie sind aus einer Jahrhunderte dauernden Bewirtschaftung hervorgegangen. Durch späte Mahd und einen Verzicht auf Düngung wurden viele blühende Kräuter, die heute das bunte Bild bestimmen, gefördert. Übliche Hochleistungsgräser, die in der Weidewirtschaft üblich sind, oder öde Löwenzahnfluren sucht man dort vergebens“, erklärte Rüggeberg. Durch das Naturschutzgroßprojekt sei es ermöglicht worden, diese landwirtschaftlich nicht rentablen, jedoch ökologisch wertvollen Wiesen zu erhalten.
An der letzten Station wurden den Teilnehmern die praktischen Maßnahmen zur Moorrenaturierung gezeigt. Im Laufe des Projektes wurde das Moor vermessen und ein digitales Geländemodell entwickelt. Sodann wurden Spundwände aus Stahl besonders in den alten Entwässerungsgräben versenkt. Sie sind bodengleich abgedeckt und nicht sichtbar. Diese Barrieren stauen das Regenwasser im Moor, das von den Moosen benötigt wird. So kann das Moor wieder wachsen.
Die GRÜNE Gruppe war tief beeindruckt von den vielen Funktionen dieses Kleinods direkt vor unserer Haustür. Neben den ökologischen Funktionen dieses einzigartigen Lebensraums rücke heute unter dem Eindruck der Klimakatastrophe die CO2 Bindung in den Vordergrund. „Das Naturschutzgroßprojekt, ein einzigartiges Vogelsberger Projekt, muss in Zukunft in dieser Form weiter bestehen und öffentlich gefördert werden“, so die klare Forderung der Vogelsberger GRÜNEN.